Rache am Patriarchat – NO CONSENT = SEXUALIZED VOILENCE – Bildbasierte sexualisierte Gewalt bekämpfen!

Es ist Sonntagmorgen, ich bin gerade aufgewacht. Gestern war ich mit Freund*innen in einer Kneipe. Es war lustig, wir haben Bier getrunken. Wir haben getanzt, uns unterhalten, diskutiert. Nach dem Aufwachen geht’s mir schlecht. Ich hab‘ nen leichten Kater, aber vor allem bin ich wütend und frustriert. Ich erinnere mich daran wie der eine Scheißtyp mich bedrängt hat. Ich bin wütend, dass er mich nicht in Ruhe gelassen hat, nachdem ich ihm gesagt habe, dass er sich verpissen soll. Ich bin frustriert, weil all die Dinge, die ich mir schon tausendmal vorher in meinem Kopf zurechtgelegt habe, um auf solche Situationen zu reagieren, einfach weg waren. Ich fühle mich ohnmächtig, handlungsunfähig und überfordert. Ich bin genervt davon, dass ich am Ende die Person war, die gegangen ist. So läuft das jedes Mal, nicht nur bei mir, sondern auch bei vielen anderen FLINTA*1. Wir fühlen uns verunsichert und alleine, während die, die übergriffig sind, ihr Scheißverhalten keine einzige Sekunde reflektieren und meist konsequenzenlos so weiter machen können wie zuvor.

 

Die Erfahrungen, objektifiziert, angemacht oder gegen unseren Willen angefasst zu werden, sind Teil unseres Alltags. Das ist der sexistische Normalzustand, in dem Übergriffe immer wieder bagatellisiert werden. Auch, weil die, die übergriffig werden, die Rückendeckung eines patriarchalen Systems haben. Auf diese Kackscheiße haben wir keinen Bock mehr! Deswegen gehen wir am 14.2. gemeinsam auf die Straße!

 

Die Rache-am-Patriarchat-Demo ist 2020 als Reaktion auf bildbasierte sexualisierte Übergriffe auf dem Monis-Rache-Festival entstanden. Dort hat ein cis-Mann heimlich Filmaufnahmen auf Dixie-Toiletten gemacht und Videos von Personen mit Vulva gegen ihren Willen auf Pornoplattformen veröffentlicht und verkauft. Nach dem Bekanntwerden der Übergriffe wurden zahlreiche weitere Grenzüberschreitungen öffentlich. Auf Festivals, in Kollektiven, in politischen Gruppen, auf Partys, bei uns in Freund*innen und Bekanntenkreisen, bei uns zu Hause: Gerade in den letzten Monaten gab es viele Outcalls von gewaltausübenden Personen, sowohl gesamtgesellschaftlich, als auch in der linken Szene. Wir FLINTA* werden lauter darin, die sexistische und sexualisierte Gewalt, die wir erfahren, sichtbar zu machen. Gleichzeitig versuchen die, die von der patriarchalen Gesellschaftsordnung profitieren, uns unsere Erfahrungen abzusprechen. Wir werden belächelt oder diskreditiert, wenn wir Ungerechtigkeiten sichtbar machen.

 

Immer und immer wieder redet das Umfeld um die gewaltausübende Person sexistische und sexualisierte Gewalt klein oder ignoriert sie, sodass Täter2 indirekt unterstützt werden. Und wenn wir ehrlich mit uns sein wollen, müssen wir uns auch fragen, ob wir selbst Teil eines solchen Umfeldes sind, einmal waren oder vielleicht werden könnten. Patriarchale Strukturen und Muster haben wir alle verinnerlicht. Sie lösen Unsicherheiten in uns aus, lassen uns zweifeln, an uns selbst und an anderen. Sie machen uns misstrauisch gegenüber denen, denen wir vertrauen wollen. Ein feministischer Kampf bedeutet patriarchale Strukturen aufzudecken, zu delegitimieren und zu dekonstruieren – und zwar radikal! Es ist die traurige Realität, dass uns die Erfahrungen von patriarchaler Gewalt und der daraus resultierenden Ohnmacht verbinden. Es kostet viel Kraft und es kann schmerzhaft sein, diese Strukturen zu erkennen, zu bekämpfen und zu überwinden. Uns FLINTA* verbindet aber auch unsere Stärke, unser Mut und unser unbrechbarer Wille, gegen patriarchale Zustände Widerstand zu leisten. Wir sind ungehorsam, wir sind wütend und wir werden diese Zustände nicht weiter auszuhalten!

 

Die Rache-am-Patriarchat-Demo soll ein Raum sein, wo wir als FLINTA* Kraft aus der kollektiven Wut ziehen, die wir auf die Straße tragen. Lasst uns Verbündete sein, anstatt in Konkurrenz zueinander zu stehen. Wir wollen einander vertrauen und uns aufeinander verlassen können. Wir wollen zu einer Community werden in der wir voneinander lernen, uns gegenseitig stärken und solidarisch miteinander sind, um uns gegen Macker und Patriarchat zur Wehr zu setzen! Kommt am 14.2.2022 um 18 Uhr mit Maske und möglichst frisch negativ getestet zur FLINTA*only Demo am Hermannplatz! Für Personen die nicht gut, lange oder gar nicht laufen können wird es ein Transportmobil geben. Lasst uns laut und entschlossen zeigen, was wir von Mackertum und patriarchaler Gewalt halten! PATRIARCHAT ABSCHAFFEN – JETZT!

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1 FLINTA* – Die Abkürzung FLINTA* (oder auch FLINT*A) steht für Frauen, Lesben, Inter, Nicht-binäre, Trans, Queere und Agender Personen, das Sternchen soll Personen miteinschließen, die sich in keiner dieser Kategorien verorten, aber trotzdem gemeint sind. Explizit nicht gemeint sind cis-Männer.

 

2 Warum Täter und nicht Täter*innen? Gewalt geht in der Gesellschaft von allen Geschlechtern aus und alle Geschlechter erfahren Gewalt. Statistisch gesehen werden Männer jedoch wesentlich häufiger zu Tätern, als Frauen zu Täterinnen werden, etwa 90 % der gewaltausübenden Personen sind männlich (die Statistiken erfassen hier in der Regel leider keine Geschlechterkategorien außerhalb der binären Normvorstellung). Durch das Nutzen des Begriffs “Täter” wollen wir das ungleiche Machtverhältnis auf der strukturellen Ebene deutlich machen.

 

Revenge on Patriarchy! – NO CONSENT = SEXUAL VIOLENCE – Fight image based sexualized violence!

 

It’s Sunday morning, I just woke up. Yesterday I was in a bar with friends. It was fun, we drank beer. We danced, talked, discussed. I feel bad after waking up. I have a slight hangover, but mostly I’m angry and frustrated. i remember that one shitty guy that badgered me. I’m angry that he didn’t leave me alone when i told him to piss off. I’m frustrated because all the things I’ve planed in my head a thousand times before to react to such situations just went away. I feel powerless, unable to act and overwhelmed. I’m annoyed that I ended up being the person who left. That’s how it goes down every time, not only for me but also for many other FLINTA*[1]. We feel insecure and alone, while those who are abusive don’t reflect their shitty behaviour for even a single second and can usually carry on as before without any consequences.

 

The experience of being objectified, hit on, or touched against our will are part of our everyday lives. This is the sexist normal state in which assaults are trivialized again and again. Also, because those who attack have the backing of a patriarchal System. We’re fed up with this shit! That’s why we’re going to the streets together on February 14th!

 

The revenge on patriarchy demo was created in 2020 as a reaction to image based sexualized assaults at the Monis Rache Festival. There, a cis man secretly recorded Dixie Toilets and published and sold videos of people with vulvas against their will on porn platforms. After the assault became known, numerous other overbearing incidents became public. At festivals, in collectives, in political groups, at parties, with friends and acquaintances, at home: Especially in the last few months there have been many outcalls of violent people, both in society as a whole and in the leftist scene. We FLINTA* are getting louder in making visible the sexist and sexual violence we experience. At the same time, those who benefit from the patriarchal social order try to deny us our experiences. We are being smiled at or being discredited when we make injustice visible.

 

Over and over again, those around the person perpetrating violence downplay sexist and sexualized violence or ignore it, so that perpetrators are indirectly supported. And if we want to be honest with ourselves, we also have to ask us whether we ourselves are, once were or might become part of such an environment. We all have internalized patriarchal structures and patterns. They trigger insecurities in us, make us doubt ourselves and others. They make us suspicious of those we want to trust. A feminist struggle means to uncover, delegitimize and deconstruct patriarchal structures – radically!

It is the sad reality that we are connected by the experience of patriarchal violence and the resulting powerlessness. It takes a lot of strength and it can be painful to recognize, fight and overcome these structures. But what also connects us as FLINTA* is our strength, our courage and our unbreakable will to resist patriarchal conditions. We are disobedient, we are angry and we won’t endure these conditions any longer!

 

The Revenge on Patriarchy demo is meant to be a space where we as FLINTA* can draw strength from the collective anger we take to the streets. Let’s be allies instead of competitors. We want to trust each other and be able to rely on each other. We want to become a community in which we learn from each other, strengthen each other and are in solidarity whit one another to defend ourselves against blokes and patriarchy!

Come to the FLINTA*only demo at Hermannplatz on February 14th 2022 at 6 PM! Come with a mask and negative test result if possible. There will be a transport vehicle for people who can’t walk well, long or not at all. Let’s show loudly and resolutely what we think about patriarchal violence! ABOLISH PATRIARCHY – NOW!

 

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[1] FLINTA* – The shortcut FLINTA* (or WLINTA*) stands for Female (Women), Lesbian, Inter, Non-Binary, Trans, Queer and Agender people. The Asterisk is intending to include people who do not fit into any if these Categories, but are still meant. Cis-men are explicitly not meant.