Statement – United We Stand

United We Stand – #MYBODYISNOTYOURPORN
*TRIGGERWARNUNG* CN: Sexualisierte Gewalt, nicht konsensuelle Pornografie
Anfang März wurde bekannt, dass ein Mann, der Teil der „linken, politisierten Erfurter Punkszene sowie der Skaterszene“ war, heimliche Videoaufnahmen in einem Badezimmer gemacht hat. Die Aufnahmen wurden, vermutlich in dem Zeitraum 2015/2016, in einer privaten Wohnung in Erfurt aufgenommen. Die Personen, die von diesen Aufnahmen betroffen sind, wussten nicht, dass sie gefilmt wurden.
Bekannt wurde dieser Übergriff, weil der frühere Mitbewohner des Täters, nachdem dieser ausgezogen war, im April 2019 eine alte SD-Karte in dessen zurückgelassenen Sachen fand. Auf der Speicherkarte war mindestens eine Aufnahme aus dem Badezimmer gespeichert. Der Finder der Karte kontaktierte daraufhin seine Freundin, die sich die Aufnahmen anschaute und gemeinsam mit ihm die Betroffenen ausfindig machte. Die SD-Karte wurde den betroffenen Personen übergeben. Weil sie den Täter selbst nicht kannten, wurde von den Betroffenen über Whatsapp-Gruppen ein Screenshot des Täters geteilt, um herauszufinden wer er ist und in welchen Kreisen er sich bewegt. Im Zuge dessen wurde er von mindestens zwei Personen erkannt, die außerdem Kenntnis darüber hatten, dass sich der Täter auch in den Kreisen des selbstverwalteten Raumes „veto“ aufhält. Bis Anfang 2020 geschah dann nichts.
Anfang 2020 entschied sich der frühere Mitbewohner des Täters dazu, die engen sozialen Kontakte des Täters zu informieren. So wurden Einzelpersonen aus dem Hausprojekt Stattschloss, dem veto und Personen aus dem nahen Umfeld des Täters über die Tat in Kenntnis gesetzt. Erst Ende Februar wurde dann der FLTI*-Zusammenschluss des veto (vetofeminists) informiert. In einem darauffolgenden Plenum wurde außerdem bekannt, „dass Bensn [der Täter] in der Vergangenheit explizite, sexualisierte Bilder ungefragt an Frauen* in sozialen Medien verschickte.“
Wir solidarisieren uns mit den Betroffenen und potentiell Betroffenen dieses Übergriffs!
Wir verurteilen diese Machtausübung gegen unseren Willen und über unsere Körper aufs Schärfste!
Wir sind FLINTA*ktion, eine Gruppe von FLINT*A in Berlin, die sich nach dem Bekanntwerden der nicht-konsensuellen Videoaufnahmen auf dem Festival Monis Rache zusammengefunden hat, um diesen Übergriff aufzuarbeiten. Wir teilen die Wut und Enttäuschung unserer FLTI*-Genoss*innen aus Erfurt!
Darüber, dass das Schweigen Mitwissender ein weiteres Mal dazu geführt hat, dass ein Täter sich in seinem Umfeld monatelang weiter unbehelligt aufhalten konnte. Darüber, dass FLTI* im Umfeld des Täters als letzte informiert und dadurch potentiell selbst zu Betroffenen wurden. Und darüber, dass dieses täterschützende Verhalten von Personen ausgeübt wird, die wir „Genossen“ nennen.
Wir nehmen nicht hin, dass sexualisierte Gewalt selbst von Personen in den Räumen, in denen wir uns gerne aufhalten und die wir als emanzipatorisch begreifen, nicht ernst genommen wird. Wir nehmen nicht hin, dass Übergriffe und der Umgang mit diesen, dafür sorgen, dass wir uns in diesen Räumen nicht mehr wohl fühlen. Wir stehen hinter den Forderungen, die am 14.2.2020 in Berlin bereits zur “Rache am Patriarchat”-Demonstration auf die Straße getragen wurden: “Wir fordern sichere Räume, offline und online. […] Wir fordern von Männern, dass sie zu unseren Verbündeten werden, statt weiter vom Patriarchat zu profitieren und damit Täter zu schützen.” (whatthefuck.noblogs.org/demo-monis-rache/)