Redebeitrag bff Demo 14.02.2020

„Aktiv gegen digitale Gewalt“ – Ein Projekt vom bff (Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe)

 

Digitale Gewalt ist eigentlich kein neues Thema – Die Digitalisierung geschlechtsspezifischer Gewalt ist schon längst Realität. Wir beobachten das bei Partnerschaftsgewalt, bei Trennungen, bei Stalking, Diskriminierung im Netz und vielem mehr. Auch dass unzählige heimliche Filmaufnahmen in einem sexualisierten Kontext im Netz kursieren, ist kein Geheimnis. Filmaufnahmen von Menschen in intimen Situationen in öffentlich zugänglichen Räumen wie Toiletten, Umkleiden, Saunen, Duschen im Fitnesscenter usw.  landen auf Pornoplattformen. Wir wissen aber auch, dass es Aufnahmen aus Privaträumen gibt, die online gestellt werden. Und es gibt unzählige Foren, Chatgruppen und extra erstellte Webseiten mit dem einzigen Zweck, eine Plattform für cis-Männer zu bieten, um Bilder von Ex-Partner*innen zu veröffentlichen, teilweise mit Angaben zur Privatadresse und Facebookseite und dem damit verbundenen Aufruf zur Bedrohung und weiterer Gewalt. Vor allem Frauen sind betroffen, aber wir dürfen nicht davon ausgehen, dass wir allein von Bildern oder Filmaufnahmen das Geschlecht der betroffenen Menschen herleiten können. Auch hier gilt Selbstbestimmung. Auch trans- und inter- Personen sind von digitaler geschlechtsspezifischer Gewalt betroffen.
Immer mal wieder fliegen Fälle auf – wie jetzt bei Monis Rache oder der Fusion, oder etwa ein Bademeister, der jahrelang in Umkleidekabinen im Schwimmbad filmt – dann wenden sich Betroffene teilweise an Beratungsstellen und es kommt auch zu Gerichtsverfahren. Eine öffentliche Diskussion und gesamtgesellschaftliche Bemühungen sexualisierter Gewalt mit Filmaufnahmen und Bildern etwas entgegenzusetzen, konnten wir bisher jedoch nicht sehen.
Wie immer bei geschlechtsspezifischer Gewalt wird es auch hier so sein, dass Veränderungen nur passieren, weil Betroffene gesellschaftliche Verantwortung übernehmen, sich feministisch organisieren und solidarisieren. Vielen Dank also, dass ihr hier und heute laut seid, euch über die Demo hinaus organisiert und das Problem Patriarchat und sexualisierte Gewalt beim Namen nennt.
Wenn ihr euch als Betroffene oder unterstützende Person beraten lassen wollt, habt ihr die Möglichkeit, euch jederzeit an eine feministische Fachberatungsstelle zu wenden. Eine Datenbank findet ihre zum Beispiel auf der Seite vom bff: www.frauen-gegen-gewalt.de