Statement zur Räumung der Liebig 34

Stoppt die Räumung der Liebig 34!
Seit Längerem ist bekannt, dass das queer-feministische Projekt Liebig 34 in Berlin geräumt werden soll – jetzt wird es ernst! Der Termin ist nächsten Freitag, 09.10.! 
Für uns als Flinta* (Frauen*, Lesben, inter, nicht-binäre,  trans, asexuelle Personen) bedeutet das Verschwinden der Liebig 34 auch das Verschwinden eines Schutzraums innerhalb einer patriarchalen Gesellschaft. In eben diesem Schutzraum können wir Wir sein ohne uns den gesellschaftlichen Vorstellungen von Geschlecht anzupassen. Die Liebig ist ein Ort, an dem wir unsere Identität jenseits einer binären und normativen Geschlechterordnung leben können.  Sie ist ein Ort, an dem wir uns sicher und frei fühlen können, da wir dort nicht den verbalen, psychischen oder physischen Übergriffen ausgesetzt sind, die sonst Bestandteil unseres Alltags sind. 
Die Liebig 34 ist der Beweis dafür, dass Räume frei von aufgezwungenen Geschlechternormen und zugeschriebenen Geschlechteridentitäten keine Utopie sind. 
Wenn die Liebig 34 geräumt wird, verschwindet der tatsächliche physische Schutzraum für die Menschen, die dort leben und sich dort aufhalten. Inmitten einer weltweiten Pandemie wird Menschen ihr Wohnraum genommen und das kurz vor dem Winter. Wenn die Liebig geräumt wird, verschwindet eines der wichtigsten Symbole des queer-feministischen Widerstandes gegen patriarchale Unterdrückung. Diese symbolische Wirkung war wichtig und ist wichtig, jetzt und in Zukunft. 
Vor allem wir als Flinta* halten uns gerne in dem Hausprojekt und auf dem Dorfplatz auf. Dort können wir gemeinsam an weiteren Utopien einer gleichberechtigten und freien Gesellschaft arbeiten, zusammen essen, mit Freund*innen plaudern, Musik machen, tanzen und politische Debatten führen. Mit der Räumung verschwindet nicht nur das Haus selbst, sondern auch der feministische Raum, den die Liebig für uns schafft und für den sie symbolisch steht. Die Liebig 34 ist wichtig für uns alle!
Wir fordern, dass dieser queer-feministische Raum geschützt wird und uns erhalten bleibt!
Die Räumung der Liebig 34 reiht sich ein in die Räumungen vieler Haus- und Kulturprojekte. Sie ist nur ein Beispiel von vielen. Sie ist Teil der berlinweiten Gentrifizierung, bei der die kapitalistischen Interessen weniger über das Recht auf Wohnen von vielen gestellt wird. Die Liebig ist eins der wenigen linken Hausprojekte, die uns noch bleiben, denn immer wieder werden uns unsere Räume genommen. Räume, die, im Gegensatz zu den schicken Neubausiedlungen, die an deren Stelle entstehen sollen, Platz für Kreativität und Austausch bieten. Orte, die mehr sind als bloße Erholungsräume, die uns für die Mühlen des Kapitalismus produktiv halten sollen. Orte, die uns dazu inspirieren und uns die Möglichkeit geben, uns jenseits von kapitalistischen Zwängen als Menschen frei entfalten zu können.
Wir haben keinen Bock in Räumen zu leben, die vom Kapitalismus geprägt werden – wir möchten in einer Stadt leben, die von Menschen belebt und gestaltet wird. Und in einer Stadt, in der sich alle Menschen wohl und zuhause fühlen. 
Deshalb fordern wir euch auf, mit uns gemeinsam für den Erhalt der Liebig 34 einzustehen und zu kämpfen! Steht nicht daneben, wenn Kapitalist*innen uns unsere Stadt nehmen wollen, sondern mischt euch ein! Informiert euer Umfeld über das, was passiert und nutzt eure Reichweite! Seid solidarisch, organisiert euch, seid ungehorsam, verteidigt unsere bunte Stadt gegen patriarchale Strukturen und Gentrifizierung! 
 
Flinta*ktion
 
* Was kannst du tun, um die Räumung der Liebig 34 zu stoppen?
– Öffentlichkeit erzeugen durch Social Media 
– In deinem Umfeld über die Räumung informieren
– Diesen Flyer kopieren und verteilen
– Den Dorfplatz beleben (Kreuzung Rigaer Straße/Liebig Straße)
– Komm zur Küfa (Küche für alle) auf den Dorfplatz
– Hol dir Sticker, Plakate und Flyer im Infoladen der Liebig 34 und verteil diese in der Stadt
– Schreib Statements und äußere deine Wut über die Räumung öffentlich
– Steh nicht daneben, sondern geh auf die Straße!